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Ab sofort - ganz viel Inselfeeling

Ab sofort - ganz viel Inselfeeling

 

 

 

 

 

 

 

Sonntagmorgen: Schnee ohne Ende in München. Schön anzusehen, Fotos in Schwarz-weiß, nicht mal so kalt und die Kinder am Rodelhang begeistert.

 

Koffer schon gepackt.

 

 

 

Montagvormittag: Mit zwei Koffern, ein Kabinen-, ein Normalgroßer bis zur U-Bahn getreckt; dicker Schnee, verharscht und eisig auf dem eigentlich kurzen Stück zur U-Bahn. Die Rollen greifen nicht, Ziehen nur mit Kraftaufwand. Frieren auf dem Umsteigebahnhof Moosach. Ein Personenzug donnert durch den Bahnhof, wirbelt Schneefahnen auf – fühle mich wie in Sibirien.

 

Endlich im Zug, dann am Flughafen. Überpünktlich. Nur ein Ehepaar in der Warteschlange. Öffnungsangabe Vuehling: 10.30 Uhr laut Eincheckbeleg. Also zehn Minuten warten, kein Problem. Danach, so meine Vorstellung, sitzen und schreiben in diesem Niemandsland zwischen Abfahren und Ankommen. Ideal für gute Ideen. Keine verschwendete Zeit, sondern willkommen. But no chance with Vuehling. Immer mehr Leute gesellen sich zu uns. Gruppenreisende, wissen nicht genau, wo sie in Mallorca abgeladen werden. Vorurteile, längst in der Mottenkiste, werden lebendig?  Mallorca, Hausfraueninsel, Ziel von Reinigungsfrauen? Wer hat das erfunden und welche Vorurteile. Hausfrauen, so es sie noch in der Reinform gibt, sind die Manager ihres Hauses und Reinigungsfrauen, sind schwer schuftende Frauen, die heute auch nicht mehr so genannt werden.

 

Meine Idee, Flyer für mein Buch zu verteilen, finde ich plötzlich superdoof. Aber da die Dinger sich im Handgepäckkoffer befinden, auch kein Rankommen mehr. Schlecht durchdacht.

 

10.30 Uhr nichts, der Schalter verwaist,

 

Schlange wächst rasch an – 11.00 Uhr.

 

11.25 Uhr ein Vuehling Mitarbeiter erscheint, gelangweiltes Gesicht, nur ein kurzer Blick auf die Massen, die inzwischen die Halle füllen. Bedächtiges Auspacken der Sachen, ebenso sorgfältiges Prüfen des PCs, dann endlich –

 

Halt: ein Dame mittleren Alters, drahtig, wichtig, stürmt vor „Ich führe eine Gruppe …“

 

Empörung, auch von mir, nein, so nicht.

 

Gut, mein Koffer verschwindet, mein Handkoffer ebenso. Meine schönen Apfelschnitze, mein spannender Krimi (nein, leider nicht so ganz, obwohl versprochen wird, dass der Autor an Mankell heranreicht), meine Zeitungsartikel, mein PC, alles verschwindet. Ich stehe da, nur eine kleine Tasche, ein Textart noch schnell gerettet. Gut, jetzt kann ich unbeschwert durch die Kontrolle. Werde schon nach zwei oder drei Worten von der Beamtin aus Cottbus als Berlinerin entlarvt. Lachen, bin doch schon so lange in München.

 

Dann das übliche Warten, noch ein Ansprühen und ein netter Talk im Parfümbereich. „Den Herrenduft von Chanel?“ Ich erzähle ihr, dass eine Freundin von mir, das Eau de Toilette meines Mannes so mochte, dass sie ihn später ihrem Mann verehrte. Die nette Parfümlady meinte, sie habe immer den Duft ihres Liebsten zu Hause, und wenn sie meint …

 

Der Buch Shop ist geschlossen, ich wühle im Drugstore. Die bekannten Bestseller auf einem Tisch vereint. Alle jetzt im Format, das auch mein neuer Tatort Mallorca – vamos a la playa – aufweist. Schön in der Hand, bequem für die Augen, aber nicht für den Koffer. Preislich jetzt auch alle im 15 € Bereich. Ein Cover fällt mir auf, merke ich mir vor, lustig. Halte mich aber zurück, keine Tasche, genügend Bücher auf dem E-Book Reader.

 

Dann auf in den Flieger.

 

Gestern noch beim Vorab-Einchecken 6,95 € für die Platzwahl 15. Reihe gezahlt. Vor mir die Langbeinreihe- dahinter die für extra kurze! Schlechte Wahl. Zwei Ladys vor mir, eine Blond mit gut erkennbarem Gesichtslifting, die andere Natur, mit der Eigenart sich ruckartig in den Sitz fallen zu lassen - vor rums zurück. Meine Kniescheiben beschweren sich.

 

Dann neben mir eine junge Mutter mit Kind- hübscher Junge, vielleicht ein Jahr? Wunderschöner, dunkler Wuschelkopf, braune Augen mit Wimpern, mit einem Wort: süß. Einen Moment habe ich die Meldung vor Augen, wie ein Kind das ganze Flugzeug mit seinem Schreien terrorisiert. Auch der Kleine ist unruhig, obwohl die Mutter sehr auf ihn aufpasst, schreit auch mal laut, aber alles hält sich im Rahmen. Ein kleines Kind in ungewohnter Situation. Die Mutter tut mir leid. Ist nicht einfach – konnten Mütter nicht früher vorn sitzen? Aber das kostet ja jetzt.

 

Sie spricht nicht Englisch, nicht Deutsch, Französisch – nein, Mallorquin – hört sich an wie Französisch.

 

Alles geht gut, ich schließe einfach die Augen, bin eh irgendwie müde von allem, und sieh an, irgendwann schläft auch der kleine Mann.

 

Meine Koffer sind wieder da!!! Kurze Zeit die Vorstellung, mein PC wäre verschwunden, gut meine Hosen und T-Shirts, die könnte man ersetzten, aber mein Handwerkskasten?

 

Alles super. Die Lady beim Zubringerschalter meint zwar, sie hätte mich nicht auf dem Schirm, aber als sie meinen Beleg kopieren will, stellt sie fest, dass der Kopierer ohne Papier wohl nur nichts ausgedruckt hatte. Einer der Fahrer nimmt mich mit. Eine kleine Inselrundfahrt ganz umsonst – was soll es.

 

Ich bleibe ruhig, draußen scheint die Sonne und es hat an die 18.Grad!

 

 

 

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Tatort Mallorca - Die Tote in der Mönchsbucht

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und

für Venedig: Die Trilogie über die dichtende Kurtisane Veronica Franco

eine Romanbiografie, die den Leser in die Zeit der Renaissance entführt.

Zum Weinen ist die Zeit zu schade (autobiografisch)

 

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